Ausgabe 2/2014

Liebe Leserinnen,
Liebe Leser,

für die AGJ-Rehakliniken geht ein insgesamt zufriedenstellendes Jahr zu Ende. Erfreulicherweise konnten wir in allen Rehakliniken eine gute Auslastung verzeichnen. Wir bedanken uns bei Ihnen allen für Ihr Vertrauen und die gute Kooperation, die diesen Erfolg zum Wohl unserer Patienten/-innen möglich gemacht haben.

Wir möchten Ihre Aufmerksamkeit insbesondere auf die Weiterentwicklung des Konzepts unserer Rehaklinik Lindenhof lenken: Am 1. Dezember 2014 wurde der Betrieb auf das neue, substanzübergreifende, indikativorientierte Behandlungskonzept umgestellt. Die bisherigen Abteilungen für alkohol- und medikamentenabhängige sowie für drogenabhängige Frauen wurden zugunsten eines sehr viel stärker lebenslagenorientierten Behandlungsansatzes aufgelöst. Die ersten Erfahrungen sind ausgesprochen positiv; wir sind sehr gespannt, wie sich dieser neue Ansatz entwickeln wird.

Ende Oktober hatten wir in unserer Rehaklinik St. Landelin hohen Besuch: Der erste Direktor der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg, Hubert Seiter, kam in Begleitung von MdB Peter Weiß in unsere Klinik. Bei dieser Gelegenheit stellten wir unsere Überlegungen zu einer konzeptionellen, synergetischen Weiterentwicklung unseres Klinikverbundes vor.

Hans Joachim Abstein
Referatsleiter Suchthilfe

Inhaltsverzeichnis

Startschuss des neuen Konzepts am 01.12.2014

• Die Therapiegruppen sind ab jetzt gemischt, die Trennung von alkohol- und drogenabhängigen Frauen ist aufgehoben.
• Es gibt eine Therapiegruppe mit dem Schwerpunkt Kurzzeit-, Kombi-, und Auffangbehandlung.
• Unsere arbeitsbezogenen Maßnahmen untergliedern sich in die Bereiche Ergo- und Arbeitstherapie und Alltags- und Freizeittraining. Ausgehend vom Erwerbsstatus unserer Patientinnen halten wir ein individualisiertes Programm vor.
• Es findet ein wöchentliches Mütterunterstützungstraining statt.
• Wir führen ein regelhaftes Angebot zur Nikotinentwöhnung und -reduktion ein.
• Es gibt neue bzw. überarbeitete indikative Angebote wie „Frau – Sucht – Arbeit“,  „Sicherheit finden – Sucht und Trauma“ und „FrauSein – Seminar für mehr Selbstachtung“.
• Der Ansatz Achtsamkeit wird verstärkt in unseren Klinikalltag implementiert. Hierzu wird es zum einen in den therapeutischen Gruppen durchgehend Übungen geben, unsere bisherige Rückfallprophylaxegruppe wird um den achtsamkeitsbasierten Ansatz nach Marlatt & Gordon ergänzt und es wird eine wöchentliche Achtsamkeitsgruppe für alle Patientinnen angeboten.
• Elemente der Dialektisch Behavioralen Therapie nach Linehan (DBT) finden in der Skills-, Ess-, Sucht- und Traumagruppe Anwendung.

Kunst im Lindenhof

Lindenhof-Forum 2015

Suchtprävention – auch eine Aufgabe von Drogenkliniken?
Wir meinen: eindeutig ja!

Bereits wenige Jahre nach Eröffnung der Rehaklinik wurde auf Initiative des damaligen Leiters eine Theatergruppe gegründet, die bis zum heutigen Tag besteht. In den letzten 25 Jahren wurden zahlreiche Theaterstücke rund um aktuelle Jugendthemen und um die Suchtmittelabhängigkeit geschrieben und in Schulen, Betrieben, Jugendhilfeeinrichtungen und zu zahllosen weiteren Anlässen aufgeführt.
Schon sehr bald entwickelten sich daraus die Aktivitäten der schulischen und betrieblichen Suchtprävention. Feste Kooperationen mit Betrieben entstanden und sind heute fester Bestandteil im Jahreskalender der Rehaklinik Freiolsheim.

Suchtprävention im Rahmen einer Drogenfachklinik stellt sich immer wieder als Win-win-Situation heraus. Ehemalige suchtmittelabhängige Patienten/-innen unserer Klinik sind sehr gerne bereit, über ihre Lebensgeschichte zu berichten und potenzielle Einstiegs- und Erstkonsumenten vor den dramatischen Folgen zu warnen. Es ist jedoch nicht nur die Überzeugungskraft, die Suchtprävention durch die Mitwirkung von Betroffenen leisten kann, von Bedeutung, sondern auch der Effekt für die ehemaligen Abhängigen. Immer wieder machen wir die Erfahrung, dass das Bekenntnis zur eigenen Suchtmittelabhängigkeit, zur eigenen Geschichte und die daraus folgende Anerkennung von Außenstehenden den Betroffenen selbst Würde und Selbstachtung zurück gibt, ja sie sogar stolz macht. Das Bekenntnis zur eigenen Suchtmittelabhängigkeit ist gleichzeitig Rückfallprävention. In diesem Sinne sind unsere Suchtpräventionsangebote immer auch ein Teil der Therapie unserer Patienten/-innen.
 

Die Rehaklinik Freiolsheim verfügt über folgende Präventionsangebote:

Theatergruppe
Eine Theaterpädagogin leitet gemeinsam mit einem Psychotherapeuten der Rehaklinik die Theatergruppe. Das vor zwei Jahren gemeinsam mit den Patienten/-innen neu gestaltete Theaterstück „Bitterstoff“ wird jeweils mit aktuellen Patienten/-innen einstudiert und für Schüler und Auszubildende aufgeführt. In der anschließenden Diskussion mit den Zuschauern wird das Theaterstück, aber auch der Werdegang unserer Patienten/-innen thematisiert.

Betriebliche Suchtprävention
Vor 15 Jahren fragten mittelständische Unternehmen, aber auch Großbetriebe aus der Region von sich aus Veranstaltungen zur Suchtprävention für Auszubildende an. Zwischenzeitlich wurden zahlreiche lebendige Kooperationen mit Betrieben aufgebaut. Jährlich werden in der Rehaklinik Freiolsheim Suchtpräventionsveranstaltungen für Auszubildende, teilweise auch für Führungskräfte durchgeführt. Insbesondere der Austausch mit Patienten/-innen wird sowohl von den Auszubildenden als auch von den Führungskräften als äußerst wertvoll und gewinnbringend erlebt.

Suchtprävention gemeinsam mit der DRV Baden-Württemberg
Im Rahmen der Präventionsaktivitäten der DRV Baden-Württemberg wurden wir in den vergangenen zwei Jahren zu zahlreichen Veranstaltungen in Schulklassen im Raum zwischen Freiburg und Mannheim eingeladen. In halbtägigen Veranstaltungen werden Schülern das Aufgabenspektrum und die Bedeutung der Rentenversicherung nahe gebracht. Als lebendiges Beispiel, dass eine Rentenversicherung schon sehr früh Bedeutung erlangen kann, wird die Drogenrehabilitation vorgestellt. Die Veranstaltungsreihe, die häufig der erste Direktor der DRV, Herr Seiter, persönlich leitet, wird wissenschaftlich evaluiert und stößt durchweg auf positive Resonanz.

Haben Sie Interesse an der Teilnahme an einer der o. g. Veranstaltungen? Oder möchten Sie die Theatergruppe oder eine Präventionsveranstaltung buchen? Dann wenden Sie sich an die Rehaklinik Freiolsheim oder schreiben eine E-Mail an wolfgang.indlekofer@rehaklinik-freiolsheim.de.

Wolfgang Indlekofer
Therapeutischer Leiter der Rehaklinik Freiolsheim

Qualität 2014

2014 konnten die sehr guten, teilweise sogar herausragenden Ergebnisse der Rehabilitandenbefragung aus dem Vorjahr bestätigt werden, was uns als Behandlungsteam außerordentlich freut.
Der Qualitätsbericht der Deutschen Rentenversicherung beinhaltet die Zufriedenheit der Rehabilitanden mit der durchgeführten Rehabilitation in unserer Klinik. Unser Ergebnis liegt – wie bereits 2013 – deutlich über dem Durchschnitt. Besonders gut und signifikant besser als die Vergleichsgruppe wurde unsere Rehaklinik in folgenden Bereichen beurteilt:

• Zufriedenheit mit der ärztlichen Betreuung
• Zufriedenheit mit der pflegerischen Betreuung
• Zufriedenheit mit der Planung und Abstimmung der Rehabilitation
• Zufriedenheit mit der Vorbereitung auf die Zeit nach der Rehabilitation
• Zufriedenheit mit den Verhaltensempfehlungen (Alltag, Beruf)

Im Anschreiben der Rentenversicherung heißt es hierzu: „Die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg freut sich sehr, dass sich Ihre Einrichtung bei der Auswertung der Rehabilitandenbefragung, Bericht 2014, in der Gruppe der am besten bewerteten Reha-Einrichtungen befindet und möchte sich für Ihr Engagement bedanken.“

Neue Kolleginnen und Kollegen in St. Landelin

Seit dem letzten Newsletter gab es folgende personelle Veränderungen und inhaltliche Erweiterungen unseres Behandlungsangebotes:

• Herr Kammerer (Diplom-Psychologe/PP) hat sein Stellendeputat bei uns reduziert und ist aus dem Setting Gruppentherapie ausgestiegen. Er behandelt jedoch weiterhin als ausgebildeter EMDR-Traumatherapeut im Einzelsetting Rehabilitanden mit Indikation für eine Traumabehandlung während der stationären Suchtreha.
• Frau Gartner (Diplom-Psychologin und PP), Frau Köck und Herr Fenske (beide Diplom-Psychologen und in Ausbildung zum PP) sind im Lauf des vergangenen halben Jahres neu in die Gruppen- und Einzeltherapie eingestiegen. Wir sind sehr froh, drei neue Kollegen/-innen mit jeweils langjähriger psychologischer Berufserfahrung für unsere Klinik und unsere Rehabilitanden gewonnen zu haben. Durch Herrn Fenske können wir zudem ein russischsprachiges Therapieangebot vorhalten.
• Zusätzlich hat Frau Ehret als examinierte Physiotherapeutin zum Oktober ihren Dienst in St. Landelin begonnen und die Bewegungs- und Physiotherapie übernommen. Durch sie werden nun auch physiotherapeutische Leistungen innerhalb der stationären Suchtreha in unserer Klinik angeboten.
• Im November hat Herr Dr. Manz die medizinische Leitung von Frau Dr. Fischer übernommen. Herr Dr. Manz ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und arbeitet bereits seit Juli 2013 in unserem Behandlungsteam. Frau Dr. Fischer übernimmt als Fachärztin für Innere Medizin die stellvertretende ärztliche Leitung. Mit dieser internen Rochade entsprechen wir den Wunschvorstellungen der Rentenversicherung und können unseren Rehabilitanden hochqualifizierte ärztliche Kompetenzen über die suchtmedizinischen Fragestellungen hinaus anbieten.

Arno Frank
Therapeutischer Leiter der Rehaklinik St. Landelin

AGJ-Fachverband für Prävention und Rehabilitation
in der Erzdiözese Freiburg e.V.

Oberau 21, 79102 Freiburg
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